Task Force - ein spezifisches Kurzinterventionskonzept

 

 Ziel ist es, zeitnah eingreifend in einem vergleichsweise geringen Betreuungsumfang in Familiensystemen Veränderungen anzustoßen, die vom Familiensystem selbständig weiterentwickelt werden. Dieses Konzept zielt auf Familiensysteme ab, die folgende Kriterien erfüllen: a) Die in der Erziehungsverantwortung stehenden erwachsenen Mitglieder des Familiensystems sind überdurchschnittlich motiviert, Veränderungen am beschriebenen Problem oder im Problembereich zu erzielen. b) Die Familienmitglieder einschließlich des Indexmitglieds (Kind/Jugendliche(r), dessen/deren Verhalten oder Person vordergründig zum Problem erklärt wird) sind in der Lage, auf elaboriertem Niveau sprachlich zu kommunizieren und zu reflektieren. c) Die Familienmitglieder sind grundsätzlich einander positiv zugetan.

 

1. Zur Überprüfung dieser Kriterien ist die bereits bekannte Diagnosewoche integrierter Bestandteil dieses Konzeptes. Zum Abschluss der Diagnosewoche wird neben der Sammlung der Aufträge der Familienmitglieder an die professionellen Helfer dem Familiensystem die Hausaufgabe der Selbstexploration auferlegt. Anhand selbstgewählter Mittel bereitet die Familie für das sich an die Vorlage des Berichtes über die Ergebnisse der Diagnosewoche anschließende Hilfeplanungsgespräch nach § 36 SGB VIII eine Veranschaulichung ihrer Familienstruktur vor. Diese Hausaufgabe dient uns dazu, die Motivation zur Mitarbeit und den Grad der reflexiven Ressourcen des Familiensystems noch genauer zu erfassen. An die Selbstexploration anschließend wird dann gemeinsam von den Vertretern des Jugendamtes, der Familie und uns die Entscheidung getroffen, ob die Kriterien für eine Kurzintervention erfüllt sind und die Task Force eingreifen kann.

2 ©Kinder- und Jugendhilfe e. V. Stand: September 2010 

 

2. Intensivphase

Sodann treten wir in die Intensivphase ein. In einem Umfang von 40 Stunden, die auf fünf Wochen mit zwei Blocks à 20 Stunden, getrennt durch eine Woche Pause, verteilt werden, erarbeitet ein geschlechtsgemischtes Team aus zwei Familientrainern (Psychologen und Pädagogen) gemeinsam mit der Familie an den Ressourcen des Familiensystems orientierte Lösungsansätze für die bereits in der Diagnosewoche aufgedeckten Probleme bzw. Problemfelder. Hierbei wird mit dem Familiensystem insbesondere auf die Entwicklung der Fähigkeit des Perspektivenwechsels bei der Problembetrachtung und die transparente Abfolge von Zielbestimmung, Zielverfolgung und Zielkontrolle hingearbeitet. Nach zwei Wochen (s. o.) wird eine Woche Pause eingelegt, die die Familie mit der Erstellung einer Hausaufgabe verbringt. Diese Hausaufgabe bildet die Grundlage für die zweite Hälfte der Intensivphase. Am Ende der Intensivphase wird das Familiensystem die möglichen Wege und Etappen kennengelernt haben, die zum oder zu den selbstbestimmten Ziel(en) führen können, und die Mittel zur Zielkontrolle zur Verfügung haben.

 

3. Supervisionsphase Hieran schließt sich nach vier Wochen Pause die Supervisionsphase an, in der vier Sitzungen in einem Abstand von je einem Monat durchgeführt werden. Jede Sitzung ist doppelstündig und wird von beiden Familientrainern gemeinsam durchgeführt. Ziel der Supervisionsphase ist es, das Familiensystem durch die Familientrainer bei der Begehung der entwickelten Lösungswege und der Überprüfung der (Etappen-)Zielerreichung beratend und supervidierend zu begleiten. Zu jedem Termin wird das Familiensystem eine Hausaufgabe erledigt haben. Die Supervisionsphase wird durch ein Hilfeplanungsgespräch nach § 36 SGB VIII abgeschlossen.

 

4. Als Überbrückung in die Zukunft wird der Familie mittels zweier Leistungsschecks die Möglichkeit gegeben, die Ressource Familientrainer noch für zwei Gespräche zu beliebigen Zeitpunkten in Anspruch nehmen zu können. Diese Gespräche werden von nur einem Familientrainer geführt. Darüber hinaus gibt es keine weitere Betreuung durch die Familientrainer. Der gesamte Betreuungsumfang im Rahmen dieses Konzeptes umfasst einschließlich der Nachbetreuung 81 Fachleistungsstunden und deckt einen Zeitraum von 25 Wochen ab.

 

5. Qualitätssicherung Die Familientrainer erhalten wöchentliche Teamsupervision. Sie dokumentieren die Familiensitzungen. Auch dieses Konzept ist in unsere qualitätssichernde Selbstevaluation eingebunden, weshalb wir auch hier Follow-Ups nach 6, 12 und 24 Monaten zur Überprüfung der Nachhaltigkeit unserer Arbeitsergebnisse durchführen werden.

3 ©Kinder- und Jugendhilfe e. V. Stand: September 2010 

 

6. Schematische Darstellung

Diagnosewoche 

15 – 25 Fachleistungsstunden 

Hausaufgabe 

2 Wochen Pause 

HPG 

3 Fachleistungsstunden (Teilnahme beider Familientrainer 

Intensivphase I 

2 Wochen – zusammen 20 Fachleistungsstunden 

1 Woche Pause - Hausaufgabe 

Intensivphase II 

2 Wochen – zusammen 20 Fachleistungsstunden 

4 Wochen Pause 

Supervisionsphase 

4 Sitzungen, eine doppelstündige Sitzung monatlich, Hausaufgaben zwischen den Sitzungen (4 Monate, 16 Fachleistungsstunden) 

HPG 

3 Fachleistungsstunden (Teilnahme beider Familientrainer) 

Überbrückung in die Zukunft 

4 Fachleistungsstunden in 2 Gesprächen à 2 Stunden